Entwicklungsbedingungen und -möglichkeiten des einzelnen Kindes in der Tagespflegestelle für soziale Kontakte 

Wichtigstes Ziel meiner Arbeit mit den Kindern ist es, diese entsprechend ihrer individuellen Fähigkeiten und ihren Bedürfnissen entsprechend in der Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Die Kinder sollen zu eigenverantwortlichen, selbständigen, gemeinschaftsfähigen und mitfühlenden Menschen heranwachsen. Eine einseitige Förderung bestimmter Fähigkeiten findet nicht statt. Ich versuche stets, alle sechs Bildungsbereiche anzusprechen und miteinander zu verknüpfen, um so zu einer gesunden Persönlichkeitsentwicklung beizutragen.

In einer vertrauten und sicheren Umgebung können meine Tageskinder vieles selbständig tun, z.B. den Tisch decken, abräumen, anderen Kindern beim Anziehen helfen, Dinge (Spielzeug, Bücher) holen oder wegschaffen u v m. Die Kinder können meist schon viel mehr, als wir Erwachsenen ihnen zutrauen und sie wollen gerne selbständig sein. Sie sind stolz, wenn sie etwas ganz alleine geschafft haben, frei nach dem Motto: “Hilf mir es selbst zu tun“(Montessori)

Für eine gesunde Entwicklung sind die sozialen Kontakte unverzichtbar. In der heutigen allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung ist eine Großfamilie oder ein Mehrgenerationenhaus nur noch sehr selten zu finden. Viele meiner Tageskinder wachsen als Einzelkinder oder mit maximal einem Geschwisterkind auf. Großeltern und Verwandte wohnen nicht am selben Ort. Die Tagespflege bietet daher die Möglichkeit, großfamilienähnliche Erfahrungen zu sammeln, erste Kontakte und kleinere Freundschaften zu knüpfen, einander zu beobachten, miteinander zu kommunizieren und auch voneinander zu lernen. Vorbilder sind hierbei wir Erwachsenen, aber letztlich lernen die Kinder viel leichter von anderen Kindern, insbesondere was die sprachliche und motorische Entwicklung betrifft. Diese sozialen Kontakte knüpfen wir fast täglich, beim Spazieren gehen in unserer Umgebung oder im Wald, beim Einkaufen auf dem Markt und beim Spielen auf dem Spielplatz.

Regeln und Freiräume

Das Erlernen und Einhalten von Regeln und Normen ist mir genau so wichtig, wie das Vermitteln von Toleranz gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen.

Die Kinder sollen in ihrer Selbständigkeit gefördert und unterstützt werden.

Ich biete den Kindern die Freiheit, selbstbestimmtes, selbstverantwortliches und eigeninitiatives Verhalten einzuüben und zu erproben.

Sie lernen im Rahmen ihres Entwicklungsstandes, Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und werden dazu angehalten, Rücksicht auf die Interessen Anderer zu nehmen. Ich möchte die Kinder bei der Bewältigung von Konflikten unterstützen und will sie zunehmend dazu befähigen, diese mehr und mehr selbständig zu lösen.

Erfahrungs- und Fördermöglichkeiten innerhalb und außerhalb der Tagespflegestelle

Die individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder sollen durch Bildung, Erziehung und Betreuung gefördert werden. Die Entdeckungsfreude jedes einzelnen Kindes ist am stärksten, wenn es sich geborgen und sicher fühlt, eine liebevolle Bezugsperson hat, die ihm das Gefühl gibt, angekommen zu sein. Die Kinder erleben täglich eine Vielfalt von komplexen Eindrücken. Es ist von großer Bedeutung, diese Sinneswahrnehmungen zu fördern. Dies geschieht durch Angebote in den Bereichen Bewegung, Tasten, Schmecken, Riechen und Fühlen, Sehen und Hören.

Dabei sollen die Kinder die Möglichkeit erhalten, selbst Entscheidungen zu treffen und unterstützt werden, mit dem Erfolg oder der Niederlage umzugehen. Dabei lernen sie, die Grenzen von sich selbst und ihrer Umwelt zu akzeptieren und zu respektieren. Die Kinder können so nach und nach Aufgaben für sich selbst und ihre Umwelt übernehmen und ihre Selbständigkeit entfalten.

Die Tagespflege ist für viele Kinder ein erster wichtiger Erfahrungswert außerhalb der gewohnten und vertrauten Umbebung der Familie. Mein Konzept und die Räume sollen den Kindern für diesen Schritt Wärme und Geborgenheit vermitteln. Zugleich möchte ich die Tageskinder aber auch in ihrer Phantasie und Kreativität anregen, um so ihre emotionale, soziale, intellektuelle und körperliche Entwicklung zu fördern. Diese Zielsetzung wurde auch bei der Planung und Gestaltung der Tagespflegestelle zugrunde gelegt.

Die Kinder haben die Möglichkeit, auf verschiedene Angebote wie Kreativangebote, Förderung der Sprachkompetenz, Sport (drinnen und draußen), musikalische Früherziehung und Ausflüge zu reagieren. Ich gebe den Kindern für diese Angebote wenn nötig einen Impuls. Oft entscheiden sie schon sehr selbständig, was sie tun möchten, weil die Umwelt ihnen dazu schon den entsprechenden Anreiz vorgegeben hat.

Spezielle Angebote, welche an Termine gebunden sind, wie z.B. Theaterbesuche, Geburtstage, Fasching oder andere Aktivitäten zu bestimmten Themen werden mit den Eltern gemeinsam besprochen und geplant.

Kinder lieben es, bei jedem Wetter rauszugehen, sich an der frischen Luft auszutoben und machen dabei die vielfältigsten Entdeckungen und Sinneserfahrungen. Deshalb will ich möglichst täglich die Bewegung im Freien oder in unseren Garten nutzen. Hier können die Kinder den Sandkasten, verschiedene Spiel- und Klettergeräte und Fahrzeuge nutzen, aber auch Hecken und Sträucher laden zum Entdecken und Spielen ein. Mit meinem Garten hinter dem Haus habe ich die Möglichkeit, ohne größeren Aufwand mit den Kindern auch dann rauszugehen, wenn nur wenig Zeit bleibt.

Bedeutung des Spiels

Das Spiel ist die Sprache der Kinder. Es ist das Medium, um alles was es erlebt hat zu verarbeiten und sich positiv zu einer starken Persönlichkeit zu entwickeln.

Ob sich das Spiel phantasievoll entfalten kann, hängt maßgeblich von seiner Umgebung, den Erwachsenen als Vorbild, den Einflüssen wie Fernsehen und Spielmaterial ab.

Kinder lernen beim Spielen. Sie spielen jedoch nie, um zu lernen, sondern weil sie Freude an der Tätigkeit empfinden. Das Spiel stellt für Kinder die wichtigste Tätigkeit dar, mit der sie die Welt begreifen, Beziehungen zu anderen aufbauen und sich selbst kennen lernen. Das Spiel bereichert das kindliche Leben es bereitet Freude und Lust, Kreativität und Phantasie werden entwickelt, das Vermögen Probleme zu lösen und Einsicht in sachliche und soziale Zusammenhänge gefördert. Kinder spielen allerdings nur dann, wenn sie sich sicher und wohl fühlen. Im Kleinkindalter ist das Spiel die vorherrschende Form kindlicher Betätigung. Die Kinder vertiefen sich oft ganz in ihre Tätigkeit und wiederholen sie viele Male unmittelbar hintereinander. Die Wiederholungen sind wichtig für die Kinder, weil sie nur so eigene Fähigkeiten und Eigenschaften des Spielobjektes kennen lernen. Die Spielformen sind je nach Alter und Entwicklung der Kinder unterschiedlich. Bei Kleinkindern stehen Funktionsspiele im Mittelpunkt. Hierbei geht es um die eigene Bewegung und um das „Funktionieren“ eines Gegenstandes oder um das Andauern lassen eines interessanten Ereignisses.    

Kinder finden unterschiedliche Möglichkeiten des Spiels. So kann das Bauen in der Bauecke Interesse finden oder das Bewegungsspiel mit unterschiedlichen Materialien. Eine große Bedeutung hat sowohl für mich als auch für die Tageskinder das Spiel im Freien. Eine wichtige Aufgabe sehe ich unter anderem darin, mich aktiv am Spiel zu beteiligen, wenn die Kinder das möchten oder sie Unterstützung im Spiel benötigen. Einladungen zu Fingerspielen, Bewegungsspielen, Singen, Malen und Basteln werden täglich durch mich bzw. die vorhandenen Angebote bedient.

Förderung der sprachlichen Entwicklung sowie musikalische und kreative Anregungen, Umgang mit der Natur, Schaffung von Möglichkeiten für Sinneserfahrungen

  • Die Sprachliche Entwicklung

Die Sprache dient der Mitteilung und Verständigung. Durch die Sprache und das Sprechen stellen Kinder Beziehungen zu anderen her. Bereits Säuglinge nehmen über das Schreien Kontakt mit ihrer Umwelt auf. Sprache und Sprechen bilden die Grundlage der Kommunikation mit anderen Menschen. Sprache beinhaltet unterschiedliche Mittel, wie z.B. die Gestik und Mimik. Kinder benutzen ihren Körper als Ausdrucksmittel. Die kindliche Sprachentwicklung ist kein isolierter Prozess, sondern steht immer in Wechselwirkung mit anderen Bereichen. Je intensiver die Kinder ihre Umwelt mit allen Sinnen entdecken können, umso besser können sie sie auch begrifflich einordnen und sprachlich über sie verfügen. Neben vielen Anregungen der Sinne sorge ich täglich für Sprachanregende Anlässe und Situationen indem ich Handlungen sprachlich begleite (z.B. das Wickeln und Anziehen). Fingerspiele, Sprechreime, Vorlesen und Singspiele gehören zu den regelmäßigen Angeboten.

  • Die musikalische Entwicklung

Auch die musikalische Früherziehung ist unser täglicher Begleiter. Alle Kinder lieben Musik. Eine kleine Musikeinheit in Form eines Morgenkreises mit Fingerspielen, auf die Jahreszeit abgestimmte Lieder und Bewegungslieder ist uns ein wichtiges und immer wiederkehrendes Ritual. Dabei kommen einfache Rhythmusinstrumente oder bunte Tücher zum Einsatz. So kann ich neben der Musikalität auch die motorische oder sprachliche Entwicklung der Kinder fördern.

  • Kreative Anregung

Um die Kreativität eines jeden einzelnen Kindes zu fördern, erhalten die Kinder die Möglichkeit, jederzeit malen oder basteln zu können. Hierfür liegen Papier, Bunt- und Wachsmalstifte für die Kinder bereit. Andere Kreativmaterialien wie z.B. Fingermalfarben; Klebstoff o.ä. gibt es immer wieder als besonderes Angebot.

  • Umgang mit der Natur

Einen schonenden Umgang mit der Natur können schon die Kleinsten erlernen. Spielerisches Erleben der in der Natur stattfindenden Lebensprozesse (z.B. Wechsel der Jahreszeiten) legen schon früh die Grundsteine für einen verantwortungsvollen Umgang in und mit der Natur. In der Natur, z.B. bei unseren Waldspaziergängen, können die Kinder direkt ihrem Bewegungs- und Forscherdrang nachgehen. Die Phantasie und Kreativität werden durch die Vielfalt der Natur angeregt und gefördert. So sammeln die Kinder z.B. Kastanien, Blätter, Zweige, Moos und andere Naturmaterialien im direkten Zusammenhang mit den Jahreszeiten, um anschließend kleine Kunstwerke daraus entstehen zu lassen.

Da in unserem täglichen Leben der Lärmpegel sehr hoch ist, nutzen wir so oft wie möglich den Aufenthalt im Wald. Hier haben die Kinder die Möglichkeit, die Stille zu entdecken, was in der heutigen Zeit sehr ungewohnt ist. Sie ist aber wichtig, z.B. für die allgemeine Differenzierung des Wahrnehmungsvermögens, das Finden von Stabilität durch innere Ruhe und Konzentrationsfähigkeit.

  • Sinneserfahrungen / Entfalten der Sinne

Bewegung und Wahrnehmung (Aufnahme von Reizen über die Sinne) sind untrennbar miteinander verknüpft. Alle Sinnesorgane brauchen Anregungen um zu funktionieren. Sie müssen benutzt werden, um nicht zu verkümmern. Wahrnehmung ist ein ganzheitlicher Prozess, die Vorgänge des Sehens, Hörens, Tastens oder Sichbewegens bilden eine Einheit.

Mit der vorbereiteten Umgebung, unterschiedlichen Materialien und Angeboten gebe ich immer wieder die Möglichkeit des Ausprobierens der Sinne. Unterschiedliche Bodenbeläge in den Räumen meiner Tagespflegestelle können das taktile Wahrnehmen unterstützen.

Auch die bei mir täglich frisch zubereiteten Speisen sind besondere Sinneserfahrungen des Geruchs- und Geschmacksinnes.  

Bewegungsmöglichkeiten für Kinder

Ich sehe Bewegung als übergreifendes Medium der Entwicklungsförderung von Kleinkindern. Deshalb gibt es bei mir in der Tagespflegestelle und im Freien viel Platz für Bewegung. Die Kinder müssen z.B. um in das Spielzimmer zu gelangen, täglich eine kleine 3-stufen Treppe benutzen. Das machen alle Kinder auf die unterschiedlichste Art und schult täglich ihr Gleichgewichtssinn. Auch regen die unterschiedlichsten Materialien und Spielgeräte zu vielfältigen Bewegungen an. Jedes Kind hat ein ganz individuelles Tempo, um seine Umgebung selbständig zu erkunden. Mit offenen Bewegungsangeboten wie Singspielen und freies Bewegen nach Musik werden die Kinder animiert, sich ausreichend zu bewegen.

Elternarbeit

Die wichtigsten Säulen, auf denen die Beziehung zwischen Eltern und der Tagesmutter ruht, sind Vertrauen, Wertschätzung und Verständnis für die Situation des Anderen. Regelmäßige Gespräche mit den Eltern sind mir deshalb sehr wichtig. Die täglichen „Tür- und Angelgespräche“ beim Bringen und Abholen der Kinder bieten Gelegenheit für einen kurzen Informationsaustausch zwischen den Eltern und mir. Sollte sich zwischendurch ein intensiverer Gesprächsbedarf ergeben, nehme ich mir gerne außerhalb der Betreuungszeit die Zeit dafür.

Aktuelle Entwicklungen rund um die Tagespflegestelle, Veränderungen, Neuaufnahmen oder Verabschiedungen, Ausflüge und Besonderheiten werden durch Elternbriefe bekannt gegeben. Darüber hinaus lade ich zweimal im Jahr zu Elterngesprächen ein, in denen ich mich mit den Eltern über den Verlauf der Tagespflege, den Entwicklungsstand der Kinder und eventuelle Probleme unterhalte und weitere individuelle Ziele vereinbare.

Ziele und Formen bei der Gestaltung der Zusammenarbeit mit Eltern, Tagespflegepersonen, der Beratungs- und Vermittlungsstellen und der Stadt Dresden

Eltern sind für mich die wichtigsten Personen im Leben ihrer Kinder und werden von mir als Experten für ihre Kinder gesehen. Ich gehe davon aus, dass die Eltern an der Entwicklung ihrer Kinder interessiert sind und gestalte mit den Eltern einen partnerschaftlichen Dialog zur Entwicklungsbegleitung des betreuten Kindes. Bei Anfragen der Eltern stehe ich gerne mit meinem Rat zur Seite.

Eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen den Eltern, der Tagespflegeperson, der Beratungs- und Vermittlungsstelle und letztlich dem Eigenbetrieb Kindertageseinrichtungen der Landeshauptstadt Dresden bilden das Fundament meiner Arbeit.